Das hier wäre fast eine Abbruchrezension geworden. Nur ein ganz ganz ganz winzig kleiner Funken Spannung und Neugier oder die Tatsache, dass ich kein neues Hörbuch zur Hand hatte, haben das verhindert.
Die Geschichte der Menstruation ist eine Geschichte voller Missverständnisse
Kennt ihr noch diesen Werbespruch einer bekannten Tampon Werbung? Der Satz kam mir beim Hören plötzlich in den Sinn und ließ mich einfach nicht mehr los. So viel Missverständnisse in dieser Geschichte. Meine Haare standen nach dem Hören immer wirr auf dem Kopf, weil ich sie mir ständig gerauft habe.
Da wird eine junge Frau seit ihrer Geburt dafür ausgebildet, den Vampirkönig zu töten und wird dann mit der schlechtesten Vorbereitung ever auf ihn losgelassen. Beispiele gefällig? ACHTUNG! Es könnten Spoiler folgen.
Nach außen hin soll sie das zarte Pflänzchen mimen, um ihn die Irre zu führen. Aber ihre inneren Monologe hatten bei mir den Effekt, sie kräftig schütteln oder ihr wahlweise kräftig in den Hintern treten zu wollen. Dieses unschlüssige Gejammer ging mir so was von auf die Nerven.
Sie dient ihm als Blutbraut. Heißt, er trinkt von ihr. Allerdings verweigert sie den winzig kleinen Blutstropfen von ihm, der dafür sorgen soll, dass es ihr danach gut geht. Grund? Sein Blut könnte vielleicht eventuell – zweifel, zweifel, zweifel – etwas mit ihr machen. Lieber nimmt sie in Kauf, dass sie sich kaum auf den Beinen halten kann und ganz langsam vor sich hinsiecht. Ich wiederhole nochmal: Sie soll ihn töten. Wie bitte, wenn sie nicht einmal in der Lage ist, einen Zahnstocher zu heben.
Zum Thema Blutverlust. Hier frage ich mich, ob da irgendwer mal nachgehakt hat, wie sich das so auf den Körper auswirkt. Also ich vermute mal, er trinkt von ihr so 250 ml. Vielleicht ne winzige Menge mehr. Dann braucht sie gar nichts zu machen. Keine körperliche Anstrengung, Medikamente, die ihr helfen, wirklich sehr gutes Essen. Er kommt – soweit ich das mitbekommen habe – einmal die Woche. Also ich bin kein Mediziner, aber ein gesunder Körper sollte das ausgleichen können. Oder seid ihr da anderer Meinung? Ich verstehe, dass das für die Dramaturgie der Geschichte wichtig ist, aber für mich macht das so gar keinen Sinn. Dieses langsame Dahinsiechen. Wozu? Um sein Mitleid zu erregen oder um den Leser/Hörer in den Wahnsinn zu treiben.
Die ganze Zeit will sie in sein Bett, sie soll ihn ja schließlich töten. Augen roll. Sie denkt – wieder diese wunderbar perfekte Vorbereitung – er schläft mit ihr, um einen Erben zu zeugen und um das zu verhindern schmuggelt sie die Pille ins Schloß. Nächste Falschinformation.
Ich fasse zusammen: Sie soll einen Vampir töten, von dem sie nur weiß, er ist zu einer bestimmten Zeit verwundbar. Wie verwundbar weiß sie nicht. Ob sie ihn töten kann, weiß sie nicht. Wie nahe sie ihm überhaupt kommt, weiß sie nicht? Sie soll ihn mit einem Silberdolch töten, den hat sie aber nicht. Silber ist im Schloss verboten.
Und dann ständig diese definierten Muskeln, nur im Wechsel mit kaum merklich angehobenem Mundwinkel und plötzlich erscheinendem Grübchen.
Diese Missverständnisse und Ungereimtheiten haben mir den Spaß an der Geschichte verdorben. Dabei habe ich mich so sehr darauf gefreut. Der ständige Wechsel zwischen Gejammer und Selbstzweifel und „Ich werde die Welt vom Tyrannen befreien“ – Ahhhh, ich wollte schreien.
Aber trotzdem war da dieser minimal kleine Funken, der mich hat weiterhören lassen. Das Hörbuch hat mich auf dem Weg zur Arbeit begleitet und jeden Morgen konnte ich meine Kollegen mit dem jeweiligen Abschnitt belustigen. Es hat also irgendwie doch seinen Zweck erfüllt.
Ob ich den zweiten Teil lesen werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht nur, um meine Neugier auf den Ausgang der Geschichte zu befriedigen.
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Autor: Marie Niehoff Titel: When the King falls Erschienen: 17. Oktober 2023 | Herausgeber: Rowohlt Taschenbuch Seiten: 416 ISBN: 978-3499011757 |