Nachdem ich Yoko gelesen hatte, wusste ich, worauf ich mich einlasse. Bernhard Aichner schreibt keine leichten Bücher, weder sprachlich noch emotional. Seine Geschichten kriechen unter die Haut, und John bildet da keine Ausnahme.
Ich gebe zu, der Einstieg fiel mir schwer. Vielleicht, weil ich ahnte, was mich erwarten würde. Aichner konfrontiert seine Leser nicht einfach mit einer Geschichte, sondern mit Abgründen und das in einem Stil, der so direkt und eindringlich ist, dass man kaum Abstand halten kann. Schon bei Yoko musste ich zwischendurch immer wieder durchatmen, und diesmal war es nicht anders.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, hat mir auch John gefallen. Die Sprache ist reduziert, ohne viel Schnickschnack, aber genau das erzeugt diese ganz eigene Spannung. Kein Wort zu viel, kein unnötiges Detail, und doch entsteht ein klares, gnadenloses Bild.
Bernhard Aichner schafft es, seine Figuren mit wenigen Sätzen greifbar zu machen, und auch wenn ich sie manchmal lieber nicht verstehen möchte, konnte ich mich ihrer Wirkung kaum entziehen.
Ich werde mit dem Thriller-Genre wohl nie ganz warm werden. Es ist mir zu düster, zu brutal, zu nah an dem, was einem selbst Angst macht. Aber Aichner hat etwas, das mich trotzdem lesen lies. Er fordert heraus, zwingt zum Hinsehen, und irgendwie gelingt es ihm, dass ich am Ende dankbar war, genau das getan zu haben.
John ist kein Buch, das man einfach wegliest. Es ist eines, das nachhallt.
Und obwohl ich beim letzten Satz wieder dachte: „Nie wieder Thriller!“, weiß ich, sollte mir wieder ein Buch von Bernhard Aichner in die Hände fallen, ich werde es lesen. Warum mache ich sowas?
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| Autor: Bernhard Aichner Titel: John Erschienen: 17. Juni 2025 | Herausgeber: Rowohlt Wunderlich Seiten: 320 ISBN: 978-3805201087 |
