Das kann doch nicht alles sein im Leben
Das denkt sich Lisa und bricht alle Zelte hinter sich ab. Weg mit dem vorgeplanten Leben. Weg mit der blöden Ausbildung als Bankkauffrau. Weg mit dem grauenhaften Ausbilder. Einfach nur weg.
Das Ticket, das sie sich leisten kann, bringt sich direkt nach Köln. Auf die Couch einer WG, die ihr Leben ordentlich durcheinander wirbeln wird.
Anfangs dachte ich „nicht schon wieder LGBT dingsda“. Aber von Seite zu Seite habe ich mich mehr in die Geschichte verliebt. Hier gibt es keine Standardantworten, keine Stereotype, keine glatten sich outenden und dann glücklich lebenden und mit sich völlig im Reinen seienden Protagonisten.
Hier gibt es Ecken und Kanten, lachen und weinen, wenn und aber, falsche Wege, Umwege und endlich zum Schluss ein Ankommen, dass nicht nur Lisa und Karla verdient haben, sondern auch der Leser.
Ehrlicherweise muss ich sagen, ich bin etwas genervt von der Fülle der Bücher, die sich mit der Fülle der verschiedenen Orientierungen befassen. Manchmal ist es mir einfach to much und teilweise auch zu gewollt. Wer soll da noch durchsehen.
Aber dieses Buch ist einfach perfekt.
Auch wenn ich hier pink verwende und das auch wieder stereotyp sein kann, mache ich das nur damit es farblich zum Cover des Buches passt und nicht, weil pink die Farbe zum Thema ist.
Ich persönlich bin meistens überfordert, wenn mir wer erzählt, er ist Frau oder Mann, obwohl es rein äußerlich ganz anders aussieht. Manchmal kommt mir dann der Gedanke „Können nicht einfach alle normal sein“. Aber was ist schon normal. Wer entscheidet das? JEDER FÜR SICH SELBST.
Das erste mal habe ich beim Lesen gestutzt, als die Frage gestellt wurde „Was hat der denn schon wieder?“ Der? Wieso? Sie ist doch eine SIE. Im Laufe der Geschichte schwankte das immer zwischen ER und SIE und keiner hatte damit ein Problem. Jeder wusste, was gemeint ist. Für mich kam die Erklärung später, aber so, dass über mir förmlich die Glühbirne anging und mir ein „Ach deshalb“ entschlüpfte. Oder wusstet ihr, warum einige in ihren Profilen auf Social Media ihr Pronomen besonders hervorheben?
Inka Lindberg hat hier nicht nur eine wunderschöne Liebesgeschichte erzählt, sondern bei mir auch einige Vorurteile und jede Menge Nichtwissen ausgeräumt. Und das alles so, dass am Ende einfach ein Akzeptieren da war und kein Raum mehr für irgendwelche Zweifel.
Lest dieses Buch. Es ist wundervoll. Schön. Anders. Traurig. Witzig.
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Autor: Inka Lindberg Titel: we fell in love in october Erschienen: 13. September 2022 | Herausgeber: Oetinger Verlag (Edition Moon Notes) Seiten: 416 ISBN: 978-3-969760284 |